Schwalbe, du Mädchen!




Schwalbe, du Mädchen!
Die freie Theaterformation „Stille Hunde“ blickt mit ihrem Stück „Schwalbe, du Mädchen! – Chronik eines Kreisligaspiels“, das Mitte Mai Premiere im Apex feierte, einmal hinter die Kulissen des Provinzfußballs und lässt das Publikum auf humorvolle Weise daran teilhaben, was neben dem eigentlichen Sport im Alltag der Kreisliga noch so los ist. 

Fußball ist ein Sport, der von Leidenschaft bestimmt ist

Am vergangenen Samstagabend, pünktlich zum EM-Auftakt am Abend zuvor, begaben sich Stefan Dehler, der Verfasser des Stücks, und Schauspielkollege Christoph Huber wieder auf die Bühne im Apex. Bei gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre und vor einem überwiegend weiblichen Publikum vermittelten Dehler und Huber mit viel Theatralik und Humor die Botschaft, dass Fußball kein Geschäft ist und demnach Erfolg nicht immer käuflich. Schließlich handelt es sich um einen Sport, der von Leidenschaft und Emotionen bestimmt ist und dessen Seele in der Provinz wohnt, wie Leon Hast, der Musiker der Theatergruppe, einleitend und abschließend singt. Dennoch geht es dann doch nicht so ganz ohne Geld, was im Stück recht schnell klar wird.

Harry Seele erwartet als finanzieller Träger stets Leistung

Spediteur Harry Seele, gespielt von Stefan Dehler, ist nicht nur leidenschaftlicher Unterstützer der Kreisligamannschaft, sondern als Vereinssponsor vor allem finanzieller Träger des gesamten Vereins. In dieser Rolle hat er gerne das Sagen und macht den nicht gerade leistungsstarken Jungs deutlich klar, was er von ihnen hält und verlangt. So erwartet er stets Leistung und sollte diese nicht erbracht werden, droht er auch gerne mal damit, den Vater betreffenden Spielers aus seiner Firma zu entlassen. Sein Gegenpart ist dagegen der eher ruhige Trainer Schepek, gespielt von Christoph Huber, welcher immer wieder versucht den aufgebrachten Seele zu beruhigen und zwischen ihm und der Mannschaft zu schlichten.



Dieser Schlagabtausch aus emotionalen Wutausbrüchen Seeles und ständigen Beschwichtigungsversuchen durch Schepek zieht sich durch das gesamte Stück, welches sich strukturell an dem Ablauf eines Kreisligaspiels orientiert. Seele findet in jeder Situation einen Grund zum Nörgeln, den er mit zum Teil sehr originellen Beleidigungen zum Ausdruck bringt. Nicht nur das schiefhängende Werbebanner stört ihn, auch die im Gegensatz zu seiner Mannschaft topfit erscheinenden Gegner oder der Schiri mit Halbglatze bringen ihn in Wallungen. Vor allem jedoch die eigene Mannschaft muss sich ständig seinen Wutanfällen stellen. So regt er sich bereits vor dem Spiel in der Kabine über den dicken Verteidiger Gabler auf und will ihm das Essen verbieten. Erst als Schepek ihm die dahinter stehende Taktik erklärt – „Masse besiegt Klasse“ – lässt er ihn weiteressen. Nur ungerne lässt Seele sich zurechtweisen und betont immer wieder, was er als Sponsor alles in Bewegung gebracht habe.
Neben vielen Bemerkungen zu den Spielern: „Bewegt euch!“ oder „Braucht ihr Brille?“ und zum Spielverlauf allgemein: „Jetzt ist Feuer im Puff“, erfährt der Zuschauer im Laufe des Stücks auch einiges über das Privatleben Seeles. Zudem erhält er nicht nur einen Blick in das Mannschaftsleben, sondern auch in das Drumherum der Kreisliga, wo es eben nicht nur um Fußball geht, sondern vor allem auch um neue Frisuren, Familie, Alkohol, Geld oder Frauen. 

Absolute Frustration und unbegreifliche Hochgefühle

Innerhalb von 90 Minuten lassen Dehler und Huber mit viel Gestik, Mimik und Theatralik die leidenschaftlichen und sehr unterschiedlichen Emotionen Fußballbegeisterter miterleben, welche von absoluter Frustration und Verzweiflung bis hin zu unbegreiflichen Hochgefühlen alle vertreten sind. Das Stück ist in unterschiedliche Phasen aufgeteilt, die sich an einem Fußballspiel orientieren. So heißen die Akte „Kameradenkreis“, „Warmlaufen“ oder „Halbzeitanalyse“ und werden jeweils durch einen kurzen musikalischen Einspieler von Hast eingeleitet, welcher sich als leidenschaftlicher Fußballfan präsentiert.
Die vielen Lacher im Publikum und der abschließende Applaus zeigten deutlich, dass das humorvolle Stück mit seinem teils rauen Ton beim Publikum auf Begeisterung stieß.
„Schwalbe, du Mädchen!“ verbindet gekonnt und mit viel Emotion und Humor Theater mit dem gerade unter den Männern so beliebten Fußball. Somit bietet das Stück allen kulturbegeisterten Frauen einen Grund, den Partner endlich mal wieder für das Theater zu begeistern, damit die Beziehung nicht ins Abseits gerät. 

Text: Tatjana Bendig
Fotos: Stille Hunde

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