30 Jahre nach der Katastrophe: „Tschernobyl“ im Theater
Göttingen. 30 Jahre nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl stellen
sich immer noch bedrückende Fragen zur Atompolitik und zum Atomstrom.
Zur Premiere von „Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft“ zeigte das
Junge Theater (JT) eindrucksvoll, wie wenig eigentlich bekannt ist.
Im
Hintergrund hört man einen Geigerzähler Radioaktivität melden. Dazu
werden die dokumentarischen Monologe von Swetlana Alexijewitsch aus dem
Off vorgelesen, die den gleichnamigen Roman geschrieben hat. Die
Geschichten aus dem Off handeln von den Geschehnissen nach dem Unglück
in der angrenzenden Stadt Prypjat, die bis heute noch radioaktiv
verseucht ist. Die Geschichten sind traurig und haben einen faden
Beigeschmack. Sie erzählen von den ersten Opfern der Katastrophe, die an
einer Gaskrankheit erkrankt scheinen.
Zum 30. Jahrestag des
Reaktorunglücks in Block vier des Kernkraftwerks Tschernobyl hat sich
die Lage nur formal geändert. Deutschland sei, immerhin formal, für die
Abschaltung laufender Kraftwerke. Neben den Texten von Alexijewitsch
torpedieren die Schauspieler das Publikum mit Fragen. „Kann ich mich
jetzt sicher fühlen?“, fragt Jan Reinartz in die Runde. Niemand
antwortet. „Weißt du, wie viel Atomstrom in deinem Haushalt läuft?“,
fragt Agnes Giese das Publikum. Wieder ist keine Antwort zu hören. „Wer
sichert mir zu, dass die AKWs in Belgien vor Terroristen sicher sind?“,
fragt Katharina Brehl.
„Ich glaube, dass das JT durch das
Sprechen von Originaltexten eine angemessene Form der Darstellung
gefunden hat. Für jemanden, der selbst in der Ukraine gewesen ist, hat
es mir noch einmal viel Neues gezeigt und es war ein nachdenklicher
Abend“, sagte Grünen-Politiker Jürgen Trittin nach der Premiere. Ein
nachdenklicher Abend, der durch seine Stilmittel gefällt und zum
Jahrestag der Katastrophe um einiges bedrückender erscheint.
Erschienen im Göttinger BLICK: http://www.die-wochenblaetter.de/goettingen/lokales/30-jahre-nach-der-katastrophe-tschernobyl-im-jungen-theater-d8417.html
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