„Der Untertan“ von Heinrich Mann im Deutschen Theater
Göttingen. Die Premiere von „Der Untertan“ am Sonnabend im Deutschen Theater reihte sich in die Liste der in die Zeit passenden Stücke ein. Die Geschichte vom Aufstieg und Fall des Diederich Heßling (Benedikt Kauff) begeisterte das Publikum.
Von der Kindheit des Diederich Heßling und der autoritären Erziehung seines Vaters über seine Zeit bei einer Burschenschaft in Berlin bis zum Abschluss seines Chemiestudiums und der Rückkehr in die Heimat werden die wichtigsten Stellen des Romans von Heinrich Mann in Szene gesetzt. Regisseur Theo Fransz orientiert sich nah am Buch und zitiert oft Originalstellen aus dem kurz vor dem Ersten Weltkrieg abgeschlossenen Manuskript.
Mehrfach wird es schaurig, wenn Heßling von seiner Loyalität zu Kaiser Wilhelm schwärmt. Er hetzt überzeugt gegen die Juden und jeder, der kein wahrer Monarchist sei, werde zerstört. Kauff spielt die Rolle des Heßling mit Bravour. In kindlichen Szenen setzt er einen schelmischen, spitzbübischen Blick auf, in der Rolle des Erwachsenen mimt er den hinterhältigen Heßling überzeugend.
Diederich Heßling steht vor der versammelten Arbeiterschaft seiner Papierfabrik und tritt die Nachfolge seines Vaters an. Er kündigt Verfolgungen an, wenn mit der Arbeiterpartei SPD geliebäugelt wird und mahnt zur Folgschaft.
Eine Provokation des Kaisers reicht für Heßling aus, eine Anklage wegen Majestätsbeleidigung einzureichen. „Heutzutage häufen sich auch die Anklagen wegen Majestätsbeleidigung“, sagt Benjamin Kempf als Richter. Das Publikum lacht. In wechselnden Rollen und als Erzähler setzen sich Benjamin Kempf, Andrea Strube und Andreas Jeßing in Szene und bringen die Geschichte voran.
Die Bühne des DT-2 ist einem Museum nachempfunden. An den Seiten hängen die bizarren Zitate Kaiser Wilhelms und ein großer Monitor zeigt Videos aus der Kaiserzeit. Es wirkt wie ein kurzer Besuch im frühen 20. Jahrhundert, der zugleich schockiert und fasziniert. Wieder hat das Deutsche Theater zur richtigen Zeit eine Premiere gesetzt.
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