Aus dem Archiv: Interview mit Markus Heitz


Hannover(vl). Hannovers Innenstadt ist dunkel. Im Herbst verschwindet die Sonne schon viel früher, aber das passt zum Thema diesen Abend. Bei Schmorl und von Seefeld in Hannover wird es ein düsteres Event geben: Bestsellerautor Markus Heitz liest aus seinem neuen Roman „Die Legenden der Albae – Vernichtender Hass“. Die dort verkörperten Albae fühlen sich auch erst in der Nacht richtig wohl und verbreiten Angst und Schrecken bei anderen Völkern. Es passt also alles zusammen. Vor der Lesung erklingt ein Pfeifen im Aufgang der Buchhandlung. Könnte es die Knochenpfeife der Albin Morana sein, die im Roman dargestellt wurde? Nein – Es ist der Autor selbst, der sich ein Bild macht, wo er lesen wird. In dem folgenden Interview zeigt Markus Heitz genau, was ihn an den Albae bewegt und welche Geheimnisse es mit diesem Volk auf sich hat: 


Vincent Lubbe: Herr Heitz, sie haben jetzt zum neunten Mal den Deutschen Phantastik Preis gewonnen. Glauben sie, dass „Die Legenden der Albae – Vernichtender Hass“ auch das Potenzial hat den Preis zu gewinnen? 
Markus Heitz: Man kann erst einmal sagen, dass es auf jeden Fall ein merkwürdiges Gefühl ist, den Preis schon zum neunten Mal zu gewinnen. Da es sich um eine Online-Abstimmung der Leser handelt, kann ich das nicht sagen. Es ist natürlich eine Bestätigung von dem was man tut. Besser kann es nicht sein. „Vernichtender Hass“ hat sich aber am längsten auf Platz fünf der Spiegel Bestseller-Liste gehalten von meinen Büchern. Nie hat sich eines meiner Bücher so zäh gehalten. Insofern kann man sagen, dass es den Lesern gefallen hat und das ist schon mal ein gutes Zeichen. 

VL: In ihrem neuen Roman zeigt sich Carmondai als neuer Mitspieler. Stiehlt er Sinthoras und Caphalor die Show indem er immer mehr zum Protagonisten wird?
MH: Der erste Band war sehr stark beherrscht von Sinthoras und Caphalor. Da stand die Freundschaft zweier Albae mit total unterschiedlichen Gemütern im Mittelpunkt. Mir war klar, dass ich im zweiten Band den Feldzug der Albae ins Geborgene Land begleiten will. Hätte ich dabei den Fokus weiterhin auf Sinthoras und Caphalor gelassen, wäre das zu langweilig gewesen.
Also brauchte ich verschiedene Albae die viele Aufträge bekommen, um aus anderen Sichtweisen die Situation zu schildern. Das macht es für den Leser spannender.
VL: Kann man sagen, dass es kompliziert ist so viele Stränge zu schreiben und dabei nicht durcheinander zu kommen?  
MH (lacht): Für mich nicht. Meine Geschichten sind von Anfang an strukturiert. Wenn ich anfange zu schreiben ist der Roman schon zu Ende gedacht, da die Handlung bereits feststeht. Es ist auch klar, wann welche Person auftritt, wie sie sich entwickelt und zu welchem Zeitpunkt man die Geschichten miteinander verbindet!
VL: Die Albae zeichnen sich vor allem durch ihre Brutalität aus und ihren Geschmack zu einer sehr speziellen Kunst. Sie bauen mit Knochen, malen mit Blut und verwenden alle Materialien ihrer Feinde um ihre eigene Ästhetik zu perfektionieren. Soll das einen krassen Gegensatz zur menschlichen Kultur bilden?
MH: Interessanterweise ist es kein Gegensatz. Ich rahme es ein und überzeichne es ein wenig. Es gibt aber auch in unserer Welt eine Künstlerin die Menstruationsblut benutzt um Bilder zu malen. Andere Maler holen sich ihre zehn Liter Schweineblut vom Schlachter und erschaffen damit auch Kunstwerke. Vor einigen Jahren war ich in Tschechien auf Lesereise und dort kam die Idee die Albae noch einmal anders abzubilden. In einem Kloster in Kutná Hora hat ein Mönch Schädel und alle möglichen Knochen benutzt um Skulpturen zu bauen. Man sieht, so weit weg ist das alles gar nicht.



VL: Sind jetzt alle angefangenen Teilgeschichten in „Vernichtender Hass“ zu Ende oder werden die nächsten Bände diese Albae auch weiterhin verfolgen?
MH: Die Geschichte mit dem Eroberungszug der Albae ist für mich jetzt abgeschlossen. Der nächste Band, der im August 2012 erscheinen soll, spielt zeitlich gesehen zwischen den Romanen „Die Rache der Zwerge und Das Schicksal der Zwerge“. Dort besteht für den Leser eine Lücke von 250 Zyklen. Er weiß nicht was passiert ist in der Zeit. Ein Großteil wird in der schwarzen Schlucht spielen und Tungdil wird wieder vorkommen. Anschließend wird es dann noch einen vierten Band geben, der sich mit Aiphaton beschäftigt und nach „Das Schicksal der Zwerge“ spielt.

VL: Wie wird es nach den folgenden zwei Büchern weitergehen? Sie haben allerlei Projekte am laufen. Eine eigene Spielereihe, eine eigene Serie und Bücher aus vielen verschiedenen Genres. Hat jetzt irgendwas besondere Priorität? 
MH: Für mich sind die Albae nach dem vierten Band beendet. Ich habe alle Geschichten, die ich im Kopf habe, erzählt. Ich will nicht ausschließen, dass mir beim Schreiben noch etwas einfällt, wo ich sage, dass ich das noch verdeutlichen muss. Aktuell habe ich das aber nicht vor.
Es steht nämlich noch ein dritter Band aus dem Bereich „Mächte des Feuers“ an. Dieser kommt erst im Zeitraum 2015, ist aber schon vorbereitet. Es ist alles geplant bei meinen Büchern. 
 
VL: Können sie abschließend noch etwas zu der Serie „Die Zwerge“ sagen. Nachdem das Buch so populär geworden ist, kann man da bald mit der ersten Folge rechnen?
MH: Meine eiserne Regel ist immer: Traue Filmmenschen erst, wenn du was siehst. Ich habe sechs Jahre lang mit einem Film gerechnet, bis uns dann gesagt wurde, dass es zu teuer wird. Jetzt hat der amerikanische Fernsehsender HBO „Game of Thrones“ verfilmt und wurde sehr gut angenommen. Das ist ein enormer Aufwind für die klassische Fantasy. „Die Zwerge“ sind zum Glück sehr erfolgreich und wenn im Winter 2012 der erste Teil von „Der Hobbit“ ins Kino kommt, ist das sehr fördernd für eine mögliche Serie. So verliert die Filmindustrie die Angst vor diesem Genre und wissen auch, das Filme mit Peter Jackson ein großer Erfolg werden. Im großen und ganzen kann man sagen, dass die klassische Fantasy die überromantisierten Vampire vertreiben wird und das ist nur gut für „Die Zwerge“. 
VL: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg bei den unzähligen Projekten!
 P.S.
(Vielen Dank an Markus Heitz für das Interview und an Steffen Alkämper, der durch hervorragende Organisation erst ein gutes Interview möglich gemacht hat.) 

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