SimSalaBoom - Festival 2017 (1)
Wie oft hörte ich mich auf dem Weg zum
SimSalaBoom Festival innerlich sagen, ich wäre zu alt für sowas.
Mit einem riesigen Rucksack auf dem Rücken, einem Zelt plus Isomatte
in der einen und Campingstuhl und Schlafsack in der anderen Hand,
stapfte ich mit meinen Freunden durch die Natur in Ludwigslust,
Mecklenburg-Vorpommern. Unser Ziel: der Campingplatz. Das Hindernis:
Wasser. Überall Wasser. So heftig geregnet hat es tatsächlich nur
bei dem allerersten Festival meines Lebens, das Southside 2011. Und
da sich während meiner gesamten Festivallaufbahn in den folgenden
sechs Jahren Gummistiefel immer eher als Ballast denn als nützliches
Gadget erwiesen haben, war ich diesmal also vor allem eines: komplett
unvorbereitet. Bewaffnet mit einem einzigen Paar Schuhe und drei Paar
Socken wusste ich also in dem Moment, in dem ich den ersten Schritt
ins Wasser-Rasen-Schlamm-Gemisch setzte, dass dieses Festival kein
Zuckerschlecken werden wird. Wie zur Bestätigung setzte gerade in
dem Moment ein Platzregen ein, als wir unser Zelt aufbauen wollten.
Nach etlichen Hürden, stand aber unser temporäres und
provisorisches zu Hause und alle konnten sich ein bisschen beruhigen,
was essen und den Fokus mal wieder aufs Wesentliche lenken: die
Musik.
Die war nämlich tatsächlich der
Hammer. Und da wir nachts größtenteils vom Regen verschont
geblieben sind, waren die Klumpen von Matsch an den Füßen nach den
ersten paar Beats bereits vergessen. Der erste Abend war zwar
anfänglich noch geprägt von traurig dreinblickenden Gestalten,
deren Aufbauversuche auf den Floors und den verschiedenen Ständen
immer wieder vom bösen Regen zunichte gemacht wurden, aber umso
später der Abend, desto ausgelassener die Partystimmung. Es gab fünf
verschiedene Floors, die größtenteils mit elektronischer Musik
bespielt wurden, sprich Techno, Goa, Drum'n'Bass und
Chill-Lounge-Musik. Ich persönlich hätte mir definitiv noch mehr
Dubstep und Trap gewünscht, doch mit mehr als ein bis zwei Sets
wurde ich da leider nicht bedient. Naja, man kann es ja nicht jedem
Recht machen. Die Masse hatte dennoch großen Spaß. Alkohol floß in
mindestens genauso große Mengen wie anderweitige chemische oder
natürliche Substanzen, es gab nichts, was es nicht gab. Ich war
jedoch sehr überrascht davon, wie gut sich jeder und jede im Griff
hatte und dadurch eine sehr entspannte Atmosphäre kreiert wurde. Ein
Einwand von Freunden ließ mich jedoch ein wenig über das Publikum
nachdenken. Denn Recht hatten sie mit ihrer Beobachtung, dass doch
einige der Besucher augenscheinlich eher der rechten Szene zugeordnet
werden konnten. Klar, das sind nur Vermutung, aber wenn es schon
nicht deren Verhalten komplett bewies, dann zumindest das Hakenkreuz,
das ich auf einer Jeansjacke entdeckt habe.
Reportage von Jessica Müller
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