SimSalaBoom - Festival 2017 (2)


Natürlich hätte man sehr viel mehr Spaß am übers Gelände schlendern gehabt, wenn nicht das halbe Gebiet überschwemmt oder durch Matsch praktisch unbegehbar gemacht worden wäre. Aus diesem Grunde habe ich wahrscheinlich auch einige Aktionen und Workshops überhaupt nicht mitbekommen. Dennoch hat es sich allein schon gelohnt, mal einige der Essensstände auszuprobieren, denn die Vielfalt reichte von veganem Döner über tibetanische Reis- und Kartoffelpfannen bis hin zu Käsespätzle. Für jeden war also mehr als genug dabei. Ein absolutes No-Go war jedoch die Barsituation am letzten Abend des Festivals. Auf dem gesamten Gelände gab es keine Trinkwasserstellen, weshalb man sich an der Bar 1,5l Flaschen Wasser kaufen mussten. Alles schön und gut, aber in so einer Situation darf es einfach nicht passieren, dass am Ende nur noch eine einzige von drei oder vier Bars Wasser hat und die anderen restlos ausverkauft sind. Das geht nicht. Die Menge tanzt nicht nur im Übermaß, sondern konsumiert auch jegliche Substanzen, die ihnen das Wasser im Körper entziehen und da hat man als Veranstalter nunmal die Pflicht, für permanenten Zugang zu Trinkwasser zu sorgen. Was die sanitären Anlagen betrifft, war die Situation auch grenzwertig, denn erstens gab es gefühlte 40 Dixiklos für ungefähr 8.000 Leute und zweitens war die Hälfte davon durch Wasser und Schlamm nicht mehr zu erreichen. Geschweige denn zu säubern.

Ich muss sagen, dass ich am Abreisetag doch etwas melancholisch wurde und gerade als die Sonne schien, flammte in mir die Lust auf, noch viel länger dort zu bleiben und weiter zu tanzen. Spätestens aber beim Versuch, in den Shuttlebus einzusteigen und noch rechtzeitig unsere Bahn zu erwischen, wollte ich nur noch nach Hause. Auch hier ist organisatorisch auf jeden Fall Verbesserungsbedarf. Wenn Sonntag Abreisetag ist, müssen mehr und häufigere Shuttles gewährleistet sein, gerade wenn die Bahnen nur alle zwei Stunden wieder in alle Richtungen fahren. Es muss damit gerechnet werden, dass auf einmal Ströme von Menschen zu den Shuttles pilgern. Genauso muss auf einem Festival in Deutschland mit Unwetter gerechnet werden. Und ja, so heftiger Regen ist definitiv schwierig unter Kontrolle zu bekommen, aber dann müssen zumindest Wege mit mehr Brettern oder sonstigem rutschfesten Untergrund ausgelegt werden.

Auch für sanitäre Anlagen muss in diesem Fall leider ein wenig mehr Geld in die Hand genommen und die Erreichbarkeit gewährleistet werden. Trotz einiger Punkte, die das Festival wirklich zu einer kleinen Herausforderung gemacht haben, hatten wir alle unseren Spaß und eine wirklich gute Zeit auf dem SimSalaBoom. Hätte das Wetter mitgespielt, wäre es wahrscheinlich noch einen Tick geiler gewesen, aber man könnte es natürlich auch so formulieren: es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung. Da mag was dran sein, weswegen ich im Endeffekt meine vor Matsch triefenden und mir lange Jahre treu gebliebenen New Balance doch mit einem lachenden und einem weinenden Auge in die Abgründe des Müllcontainers verabschiedet habe. Nächstes Mal werden es die Gummistiefel dann wohl doch wieder auf meine Festival-Packliste schaffen.


 Reportage von Jessica Müller

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